Werbung in vielen Facetten

Mein heutiger Besuch führt mich zu Waldheim Werbung. Die Werbeagentur, welche dafür sorgt, dass das Zeltspektakel weit über die Grenzen Winterbachs hinaus bekannt ist. Gleich beim Betreten des Büros weiß ich: Hier bin ich richtig. An den Wänden wehen mehrere Plakatentwürfe im Wind der offen stehenden Terrassentür. Gleich daneben liegen Kartons mit den fertigen Plakaten und Zeitungsbeilagen. Auf den Schreibtischen weitere Werbemittel, in den Bildschirmen leuchten mir verschieden Werbeanzeigen entgegen. Es gibt keinen Zweifel, hier wird auf Hochtouren für das kommende Festival gearbeitet.
Ich treffe mich mit Bernd und Chris, um mit ihnen über ihre Arbeit zu sprechen. Darüber, was das Besondere an dieser Veranstaltung ist, wie es dazu kommt, dass der ganze Orte in eine Art Hype-Zustand versetzt wird. Doch noch bevor ich die erste Frage stellen kann, berichtet mir Bernd bereits, wie ihre Arbeit für ein Zeltspektakel typischerweise beginnt. Er erzählt mir von verschiedenen Plakatentwürfen, die sie zu Beginn gestalten, sowie der Zusammenarbeit mit der Werbegruppe. Und während ich ihm so zuhöre, wird mir schnell klar, dass ich es hier mit zwei Profis zu tun habe. Zwei, für die Kommunikation kein Problem ist und die ihre Arbeit mit viel Herzblut und Liebe zum Detail machen. Ich versuche mehr über die Arbeitsweise der beiden zu erfahren: Eineinhalb bis zwei Jahre vor einem Zeltspektakel legen sie los. Ideen werden bereits weitaus früher gesammelt, sodass die beiden zu Beginn der Planungsarbeiten schon konkrete Entwürfe in ihren Köpfen haben.
Los geht es bei den Werbemitteln immer mit dem Plakat. Bei der Gestaltung selbst suchen sich die zwei einen Schwerpunkt. So finden sie auch nach all den Jahren noch neue Ideen für den visuellen Auftritt des Zeltspektakels. Beim letzten Mal waren es die leichten Farben des Sommers, der grünen Festivalwiese und des oft so tollen blauen Himmels während der Spielzeit. Dieses Jahr hat Bernd mit Batik-Stoffen experimentiert. Ihm ist wichtig, etwas Besonderes zu schaffen. Nichts Nachgemachtes, das man genau so schon einmal irgendwo gesehen hat. Viel Liebe steckt in diesen Plakaten. Auch wenn gestalterisch gar nicht so viel drin ist, wie es sich Bernd vielleicht wünschen würde. Wichtig sei vor allem, dass alles gut zu lesen ist: das Datum, die Künstler, die Sponsoren, die Website und das Logo. Die Fläche für die tatsächliche Gestaltung wird verschwindend gering. Und trotzdem schaffen es die beiden immer wieder ein, einzigartiges und wirkungsvolles Aussehen für das Festival zu schaffen.

Drei der Plakatentwürfe von diesem Jahr.

Diese Phase zu Beginn, so Bernd, sei wirklich toll. Das freie Gestalten, das aus sich heraus kreativ sein, das fasziniert die beiden. Um so mehr freut es sie, dass sich Steffen, Michael, Kay und Elmar von der Werbegruppe für ihren heimlichen Favoriten unter den Plakatentwürfen entschieden haben. Nur an der Farbe haben sie gemeinsam mit der Gruppe noch etwas gearbeitet, dann war es fertig, das Plakat zum 12. Winterbach Zeltspektakel.

Das fertige Plakat, wie es derzeit an vielen Stellen der Region zu sehen ist.

Dieses Plakat dient im Weiteren als Vorlage für alle anderen Werbemittel, die noch gestaltet werden wollen. Und die sind mit den Jahren deutlich gewachsen und immer weiter entwickelt worden. So sind es lange nicht mehr nur Handzettel, die verteilt werden. Von der 40-seitigen Sponsorenmappe, über unterschiedliche Broschüren, etliche Werbeanzeigen die in Magazinen in ganz Deutschland zu sehen sind, bis hin zur Kino-Werbung oder großen Plakatwänden an den Bahnhöfen im Umland: Das Zeltspektakel ist werbetechnisch mittlerweile sehr breit aufgestellt. Realisieren kann das eine 2-Mann-Agentur wie Waldheim Werbung nur dank der engen Zusammenarbeit innerhalb ihres Netzwerks. Von genau diesem Zusammenschluss von kreativen Köpfen profitiert letztlich auch das Zeltspektakel.

Finanziert wird das Ganze zu einem großen Teil von Sponsoren. Um diese zu gewinnen, hat sich über die Jahre ein ganzes Sponsoring-Konzept entwickelt. Das beginnt sehr früh in der Planung durch das Erstellen der Sponsorenmappe. Ein sehr aufwendig gestaltetes Heft, welches sowohl die einzigartige Atmosphäre des Zeltspektakels beschreibt, wie auch die einzelnen Werbemöglichkeiten für Sponsoren. Unterschiedliche Werbepakete werden darin angeboten. Die Pakete gibt es in unterschiedlichen Preisklassen, damit für jeden etwas dabei ist. Aber auch am Zeltspektakel selbst ist für die Sponsoren einiges geboten. Ein eigener Bereich mit Zelt und Leckereien wird errichtet und dient dem Austausch der Sponsoren untereinander sowie potenziellen neuen Sponsoren. Auf diese Weise entsteht eine Win-win-Situation.

Bei all dem bringen Bernd und Chris ihre Ideen und Erfahrungen ein. Denn obwohl diese Art zu arbeiten mittlerweile zum Tagesgeschäft der beiden gehört, ist die Kulti und deren Zeltspektakel ein »absoluter Lieblingskunde«, wie Bernd betont. Was das Besondere am Zeltspektakel ist, möchte ich wissen. Und da sind sich beide einig: Das Besondere sind »die Leut’«. Das gemeinsame Anpacken und Organisieren sei das für sie besondere am Verein und dem Festival. Die Arbeit würde mit wahnsinnig viel Leidenschaft und Ausdauer ausgeführt werden. Von Menschen, auf die man sich verlassen kann, die eigenverantwortlich Arbeiten und ihr Stärken einbringen können. Nicht zuletzt auch wegen der liebenswerten und natürlichen Art mit der es Steffen — 1. Vorsitzender des Vereins — schafft die Leute im Ort und weit darüber hinaus zu motivieren.

Bernd und Chris sind mit und an dem Zeltspektakel gewachsen. Sie lieben die Musik und fühlen sich saumäßig wohl, bei dem, was sie tun. Wenn die ehrenamtlichen Helfer tagsüber bei ihrer Arbeit sind, auf der Baustelle stehen oder im Büro weit weg von Winterbach sitzen, dann sind Bernd und Chris jederzeit bereit einzuspringen. Ein kurzes Telefonat und die beiden verschicken versprochene Informationen oder nehmen Pakete an. Das zeigt, mit welcher Leidenschaft sie zum Gelingen eines Zeltspektakels beitragen.

Da wundert es einen auch nicht, dass die beiden gleich nach dem Zeltspektakel wieder an ihrem Tisch im Büro sitzen und über das Festival in zwei Jahren sprechen. Denn, wenn ein halbes Jahr später die Ersten vom Verein den Kontakt mit ihnen suchen, dann wollen sie vorbereitet sein. »Dann geht es wahnsinnig schnell, da hat man dann eigentlich keine Zeit mehr« berichtet mir Bernd. Bis es so weit ist, gibt es aber noch einiges zu tun für die beiden. Kurz vor Beginn des Zeltspektakel geht es noch mal heiß her. Bis die letzten Schilder und Hinweise auf dem Festivalgelände angebracht sind, werden die ersten Künstler bereits wieder abgereist sein. Auf eines freuen sie sich aber schon jetzt: Auf den Moment, wenn im Zelt der erste Ton erklingt.

Fotos & Text: Beni Rupp