Zahlen sind ihr Ding

Es ist Mittwoch Abend, als ich mich mit Gabi treffe. Sie führt mich in ihr Arbeitszimmer, das früher mal ein Kinderzimmer war. Heute nimmt die Kulti hier einen großen Teil ein. Im Raum, aber auch in der Freizeit von Gabi. In der Mitte steht ihr Schreibtisch. Darauf liegen bereits vorbereitete Papierstapel, die am kommenden Wochenende abgearbeitet werden wollen. Hinter ihr eine Kiste mit Konzertkarten fürs Zeltspektakel, auf dem Boden eine weitere in der fein säuberlich die hinterlegten Tickets für die Abendkasse bereit liegen. Am anderen Ende noch weitere Eintrittskarten und Kisten voller Akten der letzten Spektakel.
Gabi ist im Verein verantwortlich für die Finanzen. Sie schreibt Rechnungen, führt Buchungen durch, verwaltete die Mitglieder und kümmert sich um die Bestellungen aus dem Ticket Shop. Bei Letzterem unterstützt sie Ausschussmitglied Sigrun: Alle drei Wochen wird gewechselt.

Alles hat seinen Platz, so auch die Eintrittskarten. Damit sie sich nicht durchbiegen, werden sie von Gabi regelmäßig gewendet.

Da Gabi neu in diesem Amt ist, ist das kommende Zeltspektakel eine Prämiere für sie. In den vergangenen Monaten hat sie sich in die neuen Themen eingearbeitet. Und obwohl Gabi beruflich den Umgang mit Zahlen gewohnt ist, so erzählt sie mir, muss sie sich vieles selbst bei bringen, um gemeinsam mit dem Wissen ihres Vorgängers ihren eigenen Weg zu finden, all die Papier- und E-Mail- Stapel abzuarbeiten. Nichts zu vergessen. Auf möglichst vieles will Gabi vorbereitet sein. Das ist ihre Art, an Dinge ran zu gehen. Wissend, dass sicherlich noch einiges Unerwartetes auf sie zukommen wird. Schon heute hat sie die Listen für die Abendkasse fertig vorbereitet auf ihrem Rechner gespeichert, die sie bald zum Querlesen weiterschickt. Sie denkt sich bereits jetzt in Situationen wie denen an der Abendkasse, um rauszufinden, was noch benötigt werden könnte. Wenn man ihr zuhört, dann bemerkt man, dass Gabi nicht vieles dem Zufall überlassen will. Ihr ist die Verantwortung ihrer Rolle bewusst und halbe Sachen gibt es bei ihr nicht. Auf die Frage, worauf sie sich beim Zeltspektakel am meisten freut, stockt sie kurz. Der Respekt überwiegt für sie derzeit. Sie will nicht den Überblick verlieren. Aber auf Rag ’n’ Bone Man freut sie sich dann schon, sagt sie und lacht.

Abendkasse Routine: Eintrittskarten versenden

Für heute Abend hat sie noch ein paar Ticket Bestellungen abzuarbeiten. Die Bestelllisten dafür hat sie schon vorbereitet. Dann geht es schnell: Bestellschein falten, Eintrittskarten abzählen und einlegen. Ein gezielter Griff zu den bereits frankierten Umschlägen, die Tickets werden eingesteckt, der Klebestreifen abgezogen und der fertige Brief zur Seite gelegt. Man sieht, dass dies nicht die ersten Tickets sind, die Gabi an ihrem Schreibtisch eintütet. Jede Handbewegung sitzt. Es ist Routine. Dann der Hinweis: Auf das Gewicht müsse geachtet werden. Die Karten seien unterschiedlich schwer. So brauche es je nach Konzert und Anzahl unterschiedliche Briefmarken. Aber all das stört die Prozedur keineswegs. Im Nu sind alle Eintrittskarten für den Versand vorbereitet. Und dann liegt da noch eine Bestellung für das Klubkonzert in vier Tagen, dass schnell eingepackt und zur Post gebracht werden will. Denn obwohl seit über einem Jahr für das Zeltspektakel geplant und organisiert wird, gibt es da auch noch die vielen anderen Veranstaltungen, für die Tickets versendet und Rechnungen geschrieben werden wollen.

Wenn man Gabi bei ihrer Arbeit zu schaut, dann wird einem schnell klar: Das ist ihr Ding. Organisieren, vorbereiten und machen, das macht Gabi Spaß. Schließlich war es genau dieses gemeinschaftliche Schaffen, das Gabi vor vielen Jahren zum Verein gebracht hat. Dafür ist sie auch gerne bereit, ihre Abende und große Teile ihres Wochenendes für die Vereinsarbeit zu verwenden. Zahlen sind ihr Leben, so sagt sie selbst. Im Beruf und eben jetzt auch in der Freizeit. Am Ende soll es unterm Strich aufgehen und dafür gibt Gabi alles.

Die letzten Briefe sind zugeklebt. Die Stempelschläge sind verhallt. »Das war’s jetzt aber auch. Heute habe ich keine Lust mehr.«, hör ich Gabi sagen. Ein paar E-Mails gäbe es aber doch noch zu lesen. Aber dann sei wirklich Schluss. Der ruhige Abend sei ihr gegönnt, schließlich sind es noch ein paar Wochen bis zum Spektakel und die aufregende Phase steht Gabi möglicherweise erst noch bevor.

Fotos & Text: Beni Rupp